Sichtung eines sehr weit entfernten Quasars
Nachdem am 02.12.2026 im Astrotreff darüber berichtet wurde, dass der Quasar CTA-102 einen sehr starken Helligkeitsausbruch erlebt, bin ich am 04.12.2016 mit meinem Teleskop hinaus in die Flur gefahren, um selbst Ausschau nach diesem kosmischen Leuchtturm ausschau zu halten. Auf der Webseite von Sky & Telescope gabe es hierzu bereits einen ersten Artikel, der erste Informationen lieferte. Speziell die Aufsuchkarten von Bob King waren für die Beobachtung sehr hilfreich. Mittels Starhopping konnte ich mich von 31 Peg aus zum besagten Quasar vorarbeiten. Die Suche mit meinem 16″ Dobson gestaltete sich anfangs als einfach. Lediglich der letzte Asterismus zum Auffinden des Quasars erwies sich als schwierig, da durch den Mond (23% Ausleuchtung) der Kontrast am Himmel bereits deutlich herabgesetzt war. Als ich im Zielbereich war, wechselte ich vom Übersichtsokular auf ein Okular mit mittlerer und schlussendlich höherer Vergrößerung. Den Quasar konnte ich deutlich im Okular erkennen, wobei ich dessen scheinbare Helligkeit auf 12.9 mag schätzte.
Grundsätzlich war es so, dass der Quasar bereits im Übersichtsokular deutlich zu sehen war. Nun ist es aber so, dass dieser visuell von den anderen Sternen nicht zu unterscheiden ist. Hier kommt das Kartenmaterial zu Einsatz, anhand dessen sich der richtige Lichtpunkt als Quasar identifizieren lässt.

Karte: Bob King, Quelle: Stellarium
Zu den Bedingungen muss ich sagen, dass diese nicht ganz optimal waren. Neben dem Mond war auch eine leichte Schleierbewölkung vorhanden. Die Luft war an meinem Beobachtungsplatz sehr feucht, sodass das Teleskop bereits nach einer knappen halben Stunde komplett mit Raureif überzogen war.
Nun ist es so, dass ein solcher Quasar im ersten Moment völlig unscheinbar erscheint. Erst wenn man die Besonderheiten dieses Objektes kennt, offenbart sich das Besondere an diesem Lichtpünktchen. Hierbei handelt es sich nicht um einen Stern, sondern um den aktiven Kern einer Galaxie. Im Zentrum befindet sich ein Schwarzes Loch, welches wiederum von einer Akkretionsscheibe umgeben ist. Das Schwarze Loch zieht fortlaufend Materie aus der umgebenden Galaxie an, welches sich in einer Akkretionsscheibe ansammelt und schlussendlich in das Schwarze Loch fällt. Die Materie wird innerhalb der Akkretionsscheibe durch Reibung enorm aufgeheizt, wodurch sie wiederum Strahlung abgegeben wird. Die Leuchtkraft eines solchen Quasars entspricht durchaus der von vielen Milliarden Sternen, was sie wiederum zu den leuchtkrätigsten Objekten im Universum macht.
Beim Quasar CTA-102 ist es normalerweise so, dass dieser mit einer Helligkeit von ca. 17 mag sehr lichtschwach ist. Selbst mit großen Teleskopen lässt sich dieses Objekt visuell nicht oder nur unter besten Bedingungen beobachten. Ende 2016 gab es jedoch einen starken Helligkeitsausbruch, welcher darauf zurückzuführen ist, das sich vermehrt Materie auf der Akkretionsscheibe gesammelt hat. Zeitweise hatte der Quasar eine scheinbare Helligkeit von 11,2 mag, was bedeutet, dass dieser rund 250 mal so hell ist wie sonst. Damit war das CTA-102 auch mit kleinen Teleskopen bebobachtbar. Des weiteren liegt zwischen CTA 102 und der Erde eine Distanz von über 8 Milliarden Lichtjahren. Auch wenn es nur ein winziges, lichtschwaches Pünktchen ist, welches im Okular sichtbar ist, so ist es umso beeindruckender dessen Licht mit eigenen Augen zu sehen. Stammt dieses Licht doch aus einer Zeit, in der unser Sonnensystem und sicherlich auch viele Elemente aus denen wir selbst bestehen noch nicht Bestand hatten. Eine visuelle Zeitreise in die Vergangenheit also.
Diese Beobachtung habe ich Martin Birkmaier gewidmet – In Andenken an die schöne Zeit, die ich mit Ihm unter anderem am ITV erleben durfte.
Nachtrag:
Sofern das Sternbild Pegasus gerade über dem Horizont liegt, versuche ich regelmäßig dem Quasar CTA-102 visuell mit dem 16″ Dobson zu beobachten. Leider war es für mich seit dem Helligkeitsaubruch Ende 2016 so, dass ich diesen nicht mehr beobachten konnte.