Im Sommer 2020 ergab sich unverhofft die Möglichkeit einen Kometen zu beobachten, welcher sich als außerordentlich hell erwies. Dieser wurde zuvor im Rahmen des Projektes NEOWISE (Near-Earth Object Wide-field Infrared Survey Explorer) im Zeiraum vom 27. bis 28. März durch Serienaufnamen entdeckt. Den Berechnungen nach, muss dieser Komet zuletzt vor über 8.000 Jahren am Himmel zu sehen gewesen sein. Wie wohl damals die Menschen der Steinzeit dieses Himmelereignis gesehen und interpretiert haben?

Im Internet tauchten Ende Juni erste konkreten Inforamtionen bzgl. der zu erwartenden Helligkeit auf. Das weckte natürlich auch mein Interesse, wobei ich mir nicht sicher war, ob dies auch so eintreten würde. In der Vergangenheit kam es bereits des öfteren vor, dass ein Komet beim passieren der Sonne zerbrach oder sich auflöste. Schlussendlich war er einer der hellsten Kometen seit C/1995 O1 (Hale-Bopp) und C/2006 P1 (McNaught).

Zu Beginn der Sichtbarkeit fuhr ich mehrmals vor der Frühsicht auf den örtlichen Hausberg, um von dort aus mit dem Fernglas nach dem Kometen Ausschau zu halten. Da der Komet anfangs erst während der Dämmerung knapp über den Horizont stieg und somit der Himmel bereits deutlich aufgehellt war, war die Orientierung anhand der Sterne nicht ganz einfach. Da ich aber im Voraus die ungefähre Position des Kometen in Azimut recherchiert habe, ließ sich der Komet nach wenigen Minuten mit Kompass und Fernglas auffinden. Im Fernglas erschien der Komet sehr groß und der Schweif war deutlich ausgeprägt. Bei einer geschätzten Schweiflänge von 5°, war das Gesichtsfeld im Fernglas fast vollständig mit dem Kometen ausgefüllt.

 

Am 13.07.2020 ließ sich der Komet am Morgenhimmel problemlos mit dem Fernglas beobachten.

In den darauf folgenden Nächten zog der Komet zusehens am nördlichen Horizont entlang, wobei dieser zeitweise über die ganze Nacht hinweg am Himmel stand. Selbst mit dem bloßen Auge war dieser mit seinem ausgeprägten Schweif zu sehen. Da das Wetter weiterhin hielt, fuhr ich nach jeder Spätschicht zu meinem Beobachtungsplatz, um von dort aus den Komten ausgiebig zu beobachten. Während dieser Zeit war das Auto standartmäßig mit dem Teleskop, samt Spektiv und Ferglas beladen, sodass ich auch kurzfristig zum Beobachten losziehen konnte. Im Teleskop ließ sich der Wandelstern aufgrund der hohen Vergrößerung bzw. des eingeengten Gesichtsfeldes von rund 2° nicht im Ganzen beobachten. Dafür ließ sich im Teleskop die faserige Struktur des Schweifs bzw. die helle Koma um den Kern beobachten. Interessant war, dass sich im Teleskop die Positionsänderung gegenüber den Fixsternen im Hintergrund selbst in Zeiträumen von unter einer Stunde deutlich erkennen ließ. Aufgrund der scheinbaren Größe waren die Beobachtungen mit dem bloßen Auge bzw. mit dem Spektiv und dem Fernglas am ergiebigsten und auch am ästhetischten.

 

Komet C/2020 F3 (NEOWISE) neben dem Fliegerdenkmal auf der Wasserkuppe; Langzeitbelichtung mit Nikon D750 bei 180 mm Brennweite, f/2.8, ISO 4000 und 2,5 Sekunden Belichtungszeit.

Im Zeitraum der Sichtbarkeit traf ich mich mit einer Laiengruppe für eine Sternenführung auf der Wasserkuppe. Natürlich war hierbei der Komet das Thema des Abends, zumal in den Medien vermehrt darauf aufmerksam gemacht wurde. In der noch nicht abgeschlossenen Abenddämmerung hielten wir stets Ausschau, dennoch dauerte es eine Weile bis wir ihn mit dem bloßen Auge gefunden hatten. Einige Teilnehmer berichteten derweil von ihren Erlebnissen zu den Kometen Hale-Bopp & McNaught. Auch sonst gab es sehr viel zu erzählen, bedenkt man doch, dass Kometen in der Vergangenheit oftmals als göttliches Zeichen gewertet wurden. In den letzten Jahrzehnten ist zudem das Wissen um diese Himmelskörper immens angewachsen. Nach zwei kurzweiligen Stunden ging die Führung zu Ende, sodass ich nun selbst wieder Zeit hatte, um mich mit NEOWISE zu beschäftigen.

Die Wasserkuppe war während dieser Nacht ungewöhnlich gut besucht. Unzählige Autos standen auf den Parkplätzen und die Kennzeichen der Fahrzeuge ließen darauf rückschließen, dass der Großteil aus dem Rhein-Main-Gebiet angereist war. Neben vielen visuellen Beobachtern waren, wie auch ich, ettliche Fotografen unterwegs. Das Fliegerdenkmal, das Radom und die Konturen der Rhön bieten immer wieder eine schöne Kulisse, wenn es darum geht den nächtlichen Himmel zu fotografieren. Immer wieder kam es zu netten Gesprächen untereinander, wobei wir immer über die Smartphoneknipser scherzten, welche fleißig mit Blitzlicht versuchten, den Kometen zu fotografierten.

 

Komet C/2020 F3 (NEOWISE) – Langzeitbelichtung mit Nikon D750 bei 180 mm Brennweite, f/3.2, ISO 640 und 50 Sekunden Belichtungszeit. Nachführung Vixen GP-D2 und FS2, welche auf die Eigenbewegung des Kometen programmiert wurde.

Für die Astrofotografie mit geringen Brennweiten habe ich inzwischen einiges an passender Ausrüstung. Eine Kamera mit großen Pixeln und mehr oder weniger lichtstarke Objektive ermöglichen es mir mit der Dunkelheit zurechtzukommen. Bei einem Kometen wie diesem musste ich jedoch aufgrund der hohen scheinbaren Eigenbewegung gegenüber den Sternen in die Trickkiste greifen. Normalerweise ist es so, dass die Kamera entgegen der Erdrotation nachgeführt wird, sodass die Sterne punktförmig abgebildet werden können. Da sich der Komet aber nicht nur in Richtung Westen bewegte, sondern auch etwas in Deklination (Nord/Süd) abdriftete, musste diese zusätzliche Bewegung separat kompensiert werden. Durch Recherche im Internet und etwas Rechnerei lassen sich solche Daten zügig ermitteln. Die Steuerung der Parallaktische Monierung wird dann dementsprechend programmiert und bewegt darauf hin die Motoren im richtigen Maße, sodass der Komet in den Aufnahmen nicht verwischt dargestellt wird. Bei sehr langen Belichtungszeiten werden die umgebenden Sterne durchaus zu langen Strichen verzogen.

 

Durch Langzeitbelichtungen lassen sich bei der Astrofotografie Details sichtbar festhalten, die dem bloßen Auge in der Regel verwehrt bleiben. Um jedoch das festhalten zu können, was ich mit den eigenen Augen sehen kann, greife ich gelegentlich zu meinen Zeichenstiften. NEOWISE war hierfür aufgrund der Helligkeit die ideale Gelegenheit. Das Zeichnen selbst stellt sich anspruchsvoller dar als man meinen möchte. Zum einen geht es darum, die Sterne selbst bzw. das Objekt der Begierde in den richtigen Propoertionen zueinander auf das Papier zu bringen. Gleichzeitig sollen die Details vollständig und weder unter- noch übertrieben dargestellt werden. Bevor ein Detail gezeichnet wird, muss dieses genau beobachtet werden. Nach dem Zeichnen eines jeden Details muss dieses wiederum überprüft und gegebenenfalls korrigiert werden. Für eine solche Zeichnung können ohne weiteres 30 Minuten vergehen. Als Werkzeuge kommen mehrer Bleistifte mit unterschiedlichen Härten zum Einsatz. Neben Radiergummi und Spitzer liegt zudem eine Estompe immer griffbereit auf dem Zeichenbrett. Letzteres dient dem Verwischen einzelner Striche. Das Zeichnen schult den Blick für die Details und lässt schlussendlich die Beobachtung selbst deutlich intensiver werden.